Ich fühle mit Euch …
… ja, vielleicht wird das wirklich irgendwann einmal so sein. Sollte mich irgendwann einmal der Teufel reiten und ich mich bei glühender Sommerhitze nicht am Rheinstrand im Badeschiff aale, sondern mir neben einem völlig überfüllten Zieleinlauf die Lunge aus dem Hals brülle, dann werde ich mit Euch fühlen. Ich werde schwitzen wie Ihr – nicht weil meine Lungen brennen und die angeschwollenen Knöchel schmerzen – sondern weil die drei Currywürste und die vier Desperados bei dreißig Grad im Schatten ihren Tribut zollen.
Ich hab das nie verstanden, wie intensiv man mir auch versucht hat, das Thema beizubiegen. „Sich selbst die Grenzen aufzeigen“ – warum zum Teufel sollte ich das tun? Das machen ganz andere Leute für mich – der Offenbacher Prolet im Benz, der mir gerade den Parkplatz durch vorwärts Einparken weggeschnappt hat und leider einen südeuropäischen Kollegen mit stechendem Blick und deutlich sichtbarem Klappmesser auf dem Beifahrersitz hat. Oder der IT-Chef des Kunden, der zwar einsehen muss, dass wir das bessere Know-How haben, unsere perfekte Lösung aber leider erst Ende 2020 live stellen kann, weil zunächst ein mehrmonatiger Security-Audit zu absolvieren ist, und das nächste Service-Intervall eben erst zu diesem Zeitpunkt fällig ist. Warum zum Geier sollte ich so was also selbst tun?
„Du glaubst gar nicht, wie gut man sich danach fühlt“. Hat man mir gesagt. Ich habe Respekt vor allen, die etwas für ihre Fitness und ihre Figur tun, und ein solches Programm aus ästhetischen Gesichtspunkten durchziehen. Aber ich habe einen verdammt hohen Grundumsatz, wobei es mir egal ist, ob mein Körper das Zeug schlicht nicht annimmt, oder so schnell verbrennt, dass zur Fettbildung nix übrigbleibt. Tatsache ist, dass ich mich verdammt viel besser fühle, Sonntagnachmittags mit meinem Schatz bei einem Demestica beim Griechen zu sitzen, den zweiten gemischten Vorspeisenteller zu bestellen und zum Nachtisch ein kräftezehrendes Verdauungsnümmerchen zu schieben, als mir in der sterbenden Abendsonne die glühenden Schenkel zu bandagieren. Aber vielleicht hab ich ja auch nur merkwürdige Vorlieben …
Ich hab ja schon so ein bisschen den Verdacht, dass das alles mit dieser „mein Haus, mein Auto, mein Pferd“ – Mentalität zu tun hat. Mensch, blöd, das Auto ist geleast, für’s Haus hat’s nicht gereicht, und das Pferd hat sich letztes Jahr mit seinem Tennislehrer vom Acker gemacht – aber im Herzen bin ich ein Ironman. Das Ganze wird umso dramatischer, wenn man sich bewusst macht, dass der berühmte „Marathonlauf“ immer noch eine unbewiesene Legende ist – Herodot, der sonst jeden Kleinscheiß über die Perserkriege notiert hat, hat die berühmte Siegesbotschaft mit keinem Wort erwähnt … muss ihm wohl entgangen sein.
Wie auch immer, die Extremsportler sterben nicht aus, ich gönne jedem seinen Spaß und es soll ja Leute geben, die gewisse Erregungen bei Schmerzen verspüren, aber ich glaube, ich werde mich lieber weiter der Vergnügungssucht hingeben.
Lasst Euch nicht aufhalten … 🙂